Autor: Anthera Im Folgenden widme ich mich dem interessanten, aber leider nicht sehr bekanntem Thema Maat Magick, ein Initiations-System auf Basis altägyptischer Mythologie und in Kombination mit den Sephiroth der Kabbala, wie sie die Autorin und Okkultistin Nema in ihrem Buch (bisher nur auf Englisch erhältlich) beschreibt. Aus praktischer Sicht erscheint mir hier wichtig, dieses System für sich zu entdecken und im Verlauf mit eigenen Analogien zu versehen, um sich den Inhalt für den eigenen Verwandlungsprozess nutzbar machen zu können. *Anmerkung beim Verlag Edition Roter Drache ist eine Deutsche Ausgabe Überstzng. by Jan Fries erhältlich. Das Original (N'Aton) Maat-Magick in englisch gibt es hier im Web: http://horusmaatlodge.com/transmissions/naton.html Die altägyptische Göttin Maat ist neben ihrem Aspekt als Tochter des Sonnenlogos Re die Verkörperung von Wahrheit, Gleichgewicht, Weltordnung und Gerechtigkeit. Maats Symbol ist eine Straußenfeder, die sie auf dem Kopf trägt. Gegen diese Feder werden u. a. im Totengericht die Herzen der Verstorbenen aufgewogen. Maat verkörpert hier ein universelles Ordnungs-Prinzip, das sich u. a. der Entwicklung, Integration und Bewahrung von universellen „Tugenden“ zuwendet. Ein Mensch, der ein Leben im Sinn dieses Prinzips führt, durchläuft in seiner Entwicklung verschiedene Initiations-Stufen, durch die er sich durch Ablegen alter bzw. gewöhnlicher Tugenden und die Erarbeitung erhabenerer, nicht gewöhnlicher Charaktereigenschaften selbst veredelt. Dieser „Wandlungs“-Prozess wird im System der Maat Magick von der „Wahrheits“-Göttin geführt und begleitet. Ihr Prinzip zu ehren und selbst zu verinnerlichen ist Basis und Ziel dieser Disziplin. Aus der thelemitischen Tradition heraus entwickelte die Okkultistin Nema ein magisches System unter Führung und Inspiration der Göttin Maat auf Basis des kabbalistischen Lebensbaumes. Leider gibt es zum Thema Maat-Magick bislang keine oder kaum deutschsprachige Literatur und relativ wenig Information, sodass ich hier in der Kürze die Idee der Maat Magick zusammenfassen möchte, wie ich sie interpretieren bzw. anwenden würde: Im Mittelpunkt steht wie o. g. die schrittweise Verwandlung des Anwenders. Er soll bzw. kann unter dem Prinzip Maat zu einem „besseren/edleren/erhabeneren“ Menschen bzw. Magier werden, der über das Gemein-irdische hinauswächst und durch das Lenken der sich auf jeder Stufe befindlichen Qualitäten und formgebenden Kräfte zur Krone (=Kether) empor steigt. Er wird zu einem Meister der Pfade. Das Prinzip des Lebensbaumes ist zwar relativ schnell erklärt, die eigentliche Offenbarung liegt wie so oft im Detail, d. h. dem Weg des Verwandlungsprozesses selbst. Die aufeinander folgenden Stufen/Pfade werden nach meiner Interpretation jeweils im eigenen Tempo durchlaufen, d. h. der eine rennt möglicherweise erstmal an dem einen oder anderen Pfad (Sephiroth) vorbei und kehrt evtl. schrittweise zum Integrieren zurück, der andere verweilt mehrere Jahre oder Inkarnationen auf einem Pfad mit all seinen Qualitäten und Aufgaben. Ausgehend vom 10. Pfad, nach dem kabbalistischen Lebensbaum = Malkuth mit der irdischen Welt samt all ihren Befindlichkeiten, irdischen Wirkmächten und Aufgaben, steigt der Magier innerhalb seines Entwicklungsprozess über Yesod (9. Pfad), Hod (8.), Netzach (7.) etc. hinauf in das 1. Reich Kether (ich komme im weiteren Verlauf im 2. Teil noch auf den Inhalt der einzelnen Pfade zu sprechen). Dieser Prozess ist dabei an kein bestimmtes Zeitfenster gebunden. Er kann gut mehrere Inkarnationen in Anspruch nehmen und auch für einige Inkarnationen aussetzen. Es ist möglich, dieses Durchschreiten der Sphären auf ein Leben auszudehnen. Allerdings ist z. B. für bestimmte Ziele und Rituale ein Durchlaufen innerhalb eines Jahres oder – wenn man es auf die verehrten „Königsdisziplinierten“ ausweiten möchte – innerhalb eines Monats oder auch eines Tages (z. B. bei einem Retreat, während Exerzitien etc.) denkbar.. Wichtig ist hierbei für das Verstehen, nicht pauschal zu meinen, dass das 1. Reich Kether per se „mehr Wert“ oder „qualitativ höher“ anzusiedeln ist als z. B. Geburah oder Chesed. Es kann auch dem fortgeschrittenen Okkultisten Vorteile bieten, sich wieder mit seiner Basis zu befassen. Und aus der chaosmagischen Tradition wissen wir, dass ein Resultat auch auf einem beliebig anderen Pfad erreicht werden kann. Dem kann zugrunde liegen, dass man sich bereits früher schon einen entsprechenden Erfahrungsschatz aufgebaut und individuelle Entwicklungsstufen durchlaufen hat, daher an eine weitere Sphäre relativ mühelos anknüpfen kann. Dennoch macht es durchaus Sinn hier die Basis-Sphären und ihre Qualitäten bei Gelegenheit mit aufzuarbeiten, zu wiederholen und zu vertiefen, da wir immer wieder auf die eine oder andere Weise auf jeden Pfad zurückkommen. Nicht zuletzt stellt dieses Durchschreiten und Sich-auf-den-Pfaden-auskennen für den einen oder anderen Experimentierenden eine notwendige Voraussetzung für das Ziel von möglichst ähnlichen Reproduktionen dar. Und macht ihn in jeder Hinsicht „handlungsfähig“. Fortsetzung in Teil 2 Anthera im Oktober 2010 Copyright © Anthera / Anthera-Verlag ~ Maat Magick nach Nema ~ Teil 2 Autor: Anthera Im System Maat Magick werden für die 10 Pfade des Lebensbaumes die folgenden Grund-Qualitäten angenommen, wobei es sich hier immer um Richtlinien aufgrund subjektiver Interpretationen handelt, die keinen Absolutheitsanspruch haben können und auch ausdrücklich nicht wollen. Von "unten" 10. Malkuth = Königreich, die Welt des Menschen – Alle Magie des Menschen beginnt und endet hier. Hier befinden sich Ausgang und Ziel unserer magischen Tätigkeiten. 9. Yesod= Fundament, Grundlage: Astralebene, Traumsphäre – der Magier lernt hier die Astralwelt und ihre Einflusskraft kennen, OBEs und Reisen in die Anderswelt haben hier ihren Ausgangspunkt. Die Basis gilt als maßgeblich für jeden magischen Weg. Ohne Basis ist der Magier völlig „mittellos“. 8. Hod: Glanz/Herrlichkeit: Die Ebene der Gedanken, der Visionen und kraftvollen Imaginationen. Die Bildwelt, die man reflektieren und verstehen muss, indem man z. B. ein Tagebuch über sich selbst und seine Entwicklung führt. Hod entspricht der Merkursphäre und zu seinen Tugenden zählt u. a. der Intellekt, 7. Netzach: Errungenschaft/Sieg/Ruhm: Kontakt zu Göttern, Geistern, Engeln etc. Die Stufe der Invokation, einen Schrein bauen, mit Göttern/Engeln/Genien in Kontakt treten, durch ihre Augen sehen, wer man wirklich ist. Hier lassen wir uns auf die Reflexion durch eine Gottheit ein; wer wir sind, was wir schon erreicht haben und was uns noch hindert, unser großes Ziel (befindlich in Kether, der Ursachensphäre) zu erreichen. Netzach entspricht der Venus-Sphäre. 6. Tiphereth: Herrlichkeit/Schönheit: Invokation des vergessenen Selbstes. Hier findet der Wanderer Antworten auf die Frage, wer er ist und wonach er strebt. Es ist die Sphäre, die einen mit seinem vergessenen Selbst verbindet. Der rote Faden, der den Wanderer Leben für Leben durch die Ewigkeit führt. Zu welchem Zweck mag man sich fragen. Es ist der Faden, der den irdischen Menschen seinem Ideal in der geistigen Welt näher bringt. Indem der Mensch sein Wesen in einem eigenen Licht sieht und auch seinen Schatten nicht fürchtet, sich von alten Begrenzungen löst, wird er frei für neue Ideen und Inspirationen, die Möglichkeiten enthalten, seine großen Ziele und/oder „Vervollkommnungs-Prinzipien“ zu erreichen, an die man noch gar nicht gedacht hat. 5. Geburah: Kraft/Macht/Integrität: Ein Thema dieses Pfades lautet Ausdauer, die sich hier in erster Linie auf das Alltagsleben bezieht. Auf diesem Pfad wird durch die hier wirkenden Mächte (an dieser Stelle einen lieben Gruß an alle Engelfreunde, der hier agierende Engelsrang nennt sich nicht zufällig: Gewalten) u. a. die persönliche Integrität geformt. Gewaltig können auch die Auswirkungen auf das persönliche Leben sein, denn auf diesem Pfad findet der Anwender die Qualitäten die für Stärke (innerlich sowie äußerlich), Selbstvertrauen, Mut, Durchsetzungsvermögen, Willensstärke stehen. Wird dieser Pfad durchschritten, kann der fortgeschrittene Wanderer u. a. auch auf ein hohes Maß an Integrität, Unbesiegbarkeit (d. h. sein Wille kann nicht gebrochen und seine Pläne nicht durchkreuzt werden) und er erfährt eine persönliche Form von Unangreifbarkeit, da die Basis für Angriffe auf der persönlichen Ebene auf diesem Pfad transformiert wird. Je länger er mit den Qualitäten des 5. Pfades arbeitet, desto weniger Angriffen wird er ausgesetzt sein. Und er wird aus Übergriffen nicht mehr geschwächt, sondern gestärkt herausgehen. Weil sie ihn nicht mehr erreichen. 4. Chesed: Gunst/Gnade: Der Pfad der Gnade. Hier entfaltet sich sein schöpferisches Potential zur vollen Größe. Der Pfad enthält Inspiration und Ideen über die Realisation einer eigenen Theorie über die Beschaffenheit des Universums und über die Kräfte, die es formen, zusammenhalten und verändern. Wie wird die Welt wahrgenommen, wie wird die Nicht-Welt wahrgenommen? Und was ist konkret zu tun, Veränderungen herbeizuführen? Wir haben die Bereiche von Träumen, Intuition und das bildhafte Universum kennengelernt, jetzt geht es darum, Nägel mit Köpfen zu machen und ein System zu entwickeln, das in der Lage ist, möglichst auch große Veränderungen im Kollektiv herbeizuführen. Gedanken, die bis auf diese Ebene gelangen, kommen besonders auch dem Kollektiv und der menschlichen Art zu Gute. Hier liegt der Raum für große Erfindungen, für segensreiche Ideen, die den Menschen in seiner Entwicklung voran bringen, aber auch für Weltanschauungen, neue Konzepte etc. 3. Binah:Intelligenz/Weitsicht/Verstand: Der Pfad des Verstehens. Des aktiven Verstehens, d. h. das passive Verständnis in Form rationalen Denkens reicht nicht aus um Veränderungen herbeizuführen. Die Transformationen müssen sich spätestens hier auch im Alltagsleben zeigen. Das, was verändert wird, soll also in den Alltag mit übernommen werden. Man verhält sich damit so, als wäre die neue Realität schon real und „zwingt“ sie somit, sich zu manifestieren. Das Unterbewusstsein muss dabei mitspielen, d. h. die Kunst besteht darin, ihm zu suggerieren, dass sich der veränderte Zustand schon eingestellt hat. Dazu gibt es mehrere praktische Möglichkeiten, die sich aus den Erfahrungen und Ideen beim Durchschreiten der aufeinander folgenden Pfade ergeben. 2. Chockmah:Geschick/Weisheit: Der traditionelle Name dieses Pfades lautet Meister oder Magier. Hier angekommen, hat der Meister/Magier die Beschaffenheit des Universums und die das Universum zusammenhaltenden Kräfte erkannt, und weiß, dass er Veränderungen im Großen herbeiführen kann, indem er sich selbst schrittweise verändert. Er geht einer neuen bzw. anderen Realität entgegen und führt sie dadurch herbei. Auf dieser Stufe angekommen, fällt es ihm nicht mehr schwer, große oder gar „globale „Rituale zu formulieren und die Zusammenhänge der wirkenden Kräfte zu verstehen und zu integrieren. Er ist zu einem Wissenden geworden, indem er sich selbst als Werkzeug gebraucht und über den Weg der einzelnen Pfade zu einem „Mehr an Wissen und Erfahrung“ geformt hat. Hier ist das magische Handwerk vollendet was sich u. a. daran erkennen lässt, dass er jede okkulte Literatur sofort im Ansatz versteht und sofort weiß, worauf sie hinausläuft, ohne das Buch jemals gelesen zu haben. Liest er es als „Realitätscheck“ zu Ende, wird er diese Gewissheit, die er schon vor Beginn der Lektüre hatte, bestätigt finden. ... nach oben 1. Kether: Krone Die Vereinigung mit dem höchsten aller Prinzipien. Bewunderungswürdige Intelligenz, die sich hier nicht allein auf irdisches sondern in erster Linie auf okkultes/mystisches Denken bezieht. Kether ist der Urgrund. Die ursachlose Ursache und hat schon immer existiert. Hier löst sich die Dualität auf. Kether ist das Ur-Chaos, aus dem alles hervorgegangen ist und in den alles irgendwann wieder zurückkehrt. Es wird häufig gesagt, dass der Magier für seine magischen Akte durch’s Feuer geht, d. h. er muss u. U. einen hohen Preis für seine okkulten Aktivitäten bezahlen. Dies kann nur dann der Fall sein, wenn die magische Handlung sich auf einer unteren Stufe nah bei Malkuth befindet. Wenn er sein Ritual nach Kether verlegt und aus Kether heraus magisch tätig ist zieht er Kräfte aus dem Urgrund zusammen, die neu in die Existenz herabfließen. Er muss lernen, diese Kräfte zu beherrschen, d. h. im Gleichgewicht zu halten, dann überwindet er die Prüfungen oder „Preisgelder“ der niederen Welten (z. B. der Astralwelt) und befindet sich außerhalb der Ebenen, auf denen seine eigene Vital-Kraft (Preis) mit in die Handlung fließt. Die Stufen Kether, Chockmah und Binah befinden sich i. d. R. zwar außerhalb unseres Bewusstseins, haben aber für die magische Handlung eine ebenfalls außerordentlich große Bedeutung. Die Zukunft unserer eigenen Transformation liegt in unseren Händen. Und die unsichtbaren, aber begehbaren Pfade warten nur darauf, dass sie entdeckt werden.